Politik

Ausnahmezustand auf Lesbos: Flüchtlingslager Moria zu 99 % abgebrannt

Dicke Rauschwaden hingen in der letzten Nacht über der griechischen Insel Lesbos. Zunächst fingen mehrere Wohncontainer im Flüchtlingslager Moria Feuer, kurze Zeit später stand nahezu das gesamte Lager in Brand. Die Löscharbeiten erschwerte ein starker Wind mit einer Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern. Auch in den frühen Morgenstunden des heutigen Mittwochs war der Brand noch nicht gänzlich unter Kontrolle. Nach bisherigen Erkenntnissen erlitten einige Menschen eine leichte Rauchvergiftung, Brandstiftung kann nicht ausgeschlossen werden.

Ängstliche und hoffnungsvolle Reaktionen

Das Flüchtlingslager Moria stand nach einem Corona-Fall unter Quarantäne. Vor dem sich schnell ausbreitenden Feuer flohen über 12.000 Menschen in Panik von dem Gelände. Frühzeitig wurde außerdem mit der Evakuierung begonnen. Die griechische Regierung hat den Ausnahmezustand auf der Insel verhängt. Laut dem Präsidenten der Feuerwehrgewerkschaft soll das Camp zu 99 Prozent abgebrannt sein. Der Einsatzleiter berichtete außerdem im Fernsehen von Steinwürfen seitens der Lagerbewohner auf das Löschteam. In den sozialen Netzwerken finden sich einige Videos: Sie zeigen sowohl verängstigte als auch singende Menschen, die sich mit „bye bye, Moria“ verabschieden.

Enorme Belastung für Migranten und Einheimische

Gemäß einer Meldung der griechischen Nachrichtenagentur ANA sollen die Brände nach einer Lagerrevolte gelegt worden sein. Bereits in den letzten Tagen gab es Unruhen unter den Migranten. Grund war die angeordnete Quarantäne, nachdem die erste Corona-Erkrankung festgestellt wurde. Laut Bekanntgabe am Dienstag stieg die Zahl der Infizierten auf 35. Um dem Ansteckungsrisiko zu entgehen, wollten daraufhin einige Lagerbewohner Moria verlassen. Im Gegensatz dazu weigerten sich manche der Betroffenen und ihre Kontaktpersonen, außerhalb des Geländes isoliert zu werden. Nun flohen tausende Menschen in die umliegende Umgebung, manche schlugen den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini ein. Einige Inselbewohner versuchten die Migranten daran zu hindern, indem sie ihnen den Weg versperrten.

Bild von Jim Black auf Pixabay