Politik

Neue Proteste in Russland: Hunderte Festnahmen

Zahlreiche Menschen gehen heute wieder auf die Straßen Russlands, um für die Freilassung des inhaftierten Kremlkritikers Nawalny zu protestieren. Die von der Regierung verhängten Versammlungsverbote ignorieren sie. Laut Bürgerrechtlern kam es bereits am heutigen Vormittag zu über 1.000 Festnahmen. Vor allem in Sibirien sowie dem Osten Russlands wurden zahlreiche Demonstranten in Gewahrsam genommen.

Situation in Moskau und Wladiwostok

Mehr als 140 Menschen wurden allein in Moskau festgenommen. Außerdem riegelte die Polizei das Hauptstadtzentrum nahezu komplett ab. Sieben Metro-Haltestellen sind zurzeit geschlossen, den dort befindlichen Gastronomiebetrieben ist die Öffnung verboten. In Wladiwostok am Pazifik sollen sich mindestens 100 Menschen in Polizeigewahrsam befinden. Auf Videos ist zu sehen, wie sie zu kleinen Stadtbussen abgeführt werden. Diese zeigen auch – vor allem junge – Leute tanzend auf der zugefrorenen Amurbucht. Dabei werden Rufe wie „Putin ist ein Dieb“ sowie „Freiheit für Russland“ laut.

Polizei fährt schwere Geschütze auf

Ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtete, dass in Moskau Demonstranten und Passanten durch Polizisten in schwerer Montur daran gehindert wurden, den geplanten Versammlungsort in der Nähe des Sitzes des Inlandsgeheimdienstes FSB aufzusuchen. Deshalb programmierten die Anhänger Nawalnys kurzfristig um und gaben Ersatzorte bekannt. Gleiches erfolgte in St. Petersburg.

An einem der neuen Moskauer Treffpunkte, der U-Bahn-Station Krasnaja Worota, kam es zu einer Ansammlung von mehreren Hundert Demonstranten. Von dort aus zogen sie geschlossen weiter, die Sicherheitskräfte wurden gleichfalls verlagert. Den Aufruf zur Unterstützung Nawalnys gab es in mehr als 100 russischen Städten.

Obwohl seitens der Behörden eindringlich vor einer Teilnahme gewarnt wurde, beteiligten sich unzählige Menschen. Seit mehreren Monaten sind Demonstrationen unter Verweis auf die Corona-Krise verboten. Viele Menschenrechtler vermuten dahinter aber nur einen Vorwand zur Einschränkung der Versammlungsfreiheit.

Bild von Дмитрий Осипенко auf Pixabay

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