Es sieht so aus, als wolle Präsident Wladimir Putin die gedrückte Stimmung im Land nach zweimonatigen Corona-Beschränkungen wieder anheben. Bereits letzte Woche öffneten Restaurants und Cafés ihre Pforten, die Straßen füllen sich wieder mit Menschen. Mit einer Parade auf dem Fluss Moskwa feierten die Passagierfähren ihren Betriebsaufnahme. Am heutigen Mittwoch gibt es einen weiteren Höhepunkt: Die Militärparade zum 75. Jahrestag des Sieges über Deutschland im Jahr 1945, die aufgrund der Corona-Krise am 9. Mai nicht stattfinden konnte.
Eingeschränkte Teilnahme ausländischer Präsidenten
Zu den westlichsten Gästen Putins zählten die Präsidenten der Republik Moldau und des Binnenstaates Serbien. Emmanuel Macron wollte zwar im Mai zur Militärparade erscheinen, nunmehr heißt es jedoch, er komme bald nach Russland. Der Vertreter Kroatiens sagte aufgrund eines defekten Flugzeuges ab. Andere wichtige Persönlichkeiten aus Aserbaidschan und Armenien gaben als Grund für ihre Absage die Corona-Pandemie an.
Russische Corona-Situation
Auch in Russland ist das Covid-19-Virus noch längst nicht im Griff. Offiziell gab es am Dienstag 599.705 erkrankte Menschen, darunter 234.917 aktive Fälle. Höhere Zahlen finden sich nur in Brasilien und den USA. Gestorben sein sollen im Land Putins 8.359 Personen. Da diese Zahl prozentual deutlich niedriger liegt als in anderen Staaten, hakte die Weltgesundheitsbehörde nach. Eine klare Aussage dazu gab es vom Kopf der Statistikbehörde nicht. Unsicher über den wahren Tatbestand sind auch die Funktionäre: Die Leiterin der Gesundheitsaufsichtsbehörde gab letzte Woche 489 Todesfälle unter dem medizinischen Personal bekannt. Da die Ende Mai offiziell mitgeteilte Zahl von 101 deutlich niedriger lag, erweckte diese Bekanntgabe Aufsehen. Die Aufsichtsbehörde zog mit einer flotten Nachricht nach: Die Leiterin habe nur „im Internet kursierende Angaben“ veröffentlicht.
In ganz Russland macht sich weiter Unzufriedenheit breit, da Entscheidungen des Kreml nicht transparent getroffen werden. Putin scheint nun mit einer prunkvollen Militärparade die Wogen glätten zu wollen – und das trotz des weiterhin erhöhten Infektionsrisikos.
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