Die Planung der größten Wirtschaftsauskunftei Deutschlands erregt bei Datenschützern Aufsehen. Ein erster Praxistext ist nach Recherchen von NDR, WDR und SZ bereits am Laufen. Demnach sollen zukünftig als Bewertungsgrundlage der Bonität auch die Kontoauszüge der Verbraucher mit einfließen.
Hintergrund des neuen Schufa-Projekts
Das „CheckNow“-Projekt wird von der Schufa als verbraucherfreundlich bezeichnet. Sie stellt die Hinzuziehung der Kontoauszüge als eine zweite Chance für alle Betroffenen dar, die zuvor durch das Raster fielen. Ein schlechter „Score“ verhindert häufig den Abschluss von Kredit-, Miet- und weiteren Verträgen. Durch die Einbeziehung von Kontoauszügen erhält die Wirtschaftsdatei weitere Informationen, die zu einer Neuermittlung der Bewertung führen können. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass der jeweilige Verbraucher diesem Vorgehen zustimmt. Die Schufa versichert, dass „CheckNow“ zweckgebunden sei. Es sollen ausschließlich relevante Daten, die nur eine kurze Zeit gespeichert werden, betrachtet werden.
Zweifel an der Verbraucherfreundlichkeit
Das neue Projekt wurde von den Entwicklern der Schufa zwölf Monate lang ausgetüftelt. Jetzt ist es soweit, dass ein Praxistest in Kooperation mit dem Telefonanbieter „Telefonica/O2“ startet. Betrachtet man das Vorgehen genauer, sieht die Verbraucherfreundlichkeit jedoch weniger gut aus als von der Wirtschaftsdatei dargestellt. Denn in einem zweiten Schritt werden Betroffene um ihre freiwillige Einwilligung gebeten, die der Schufa umfangreiche Rechte einräumt. Dazu gehören die Speicherung der Kontoauszüge sowie die Auswertung für ihre Dienste als Auskunftsdatei. Sie betonte auf Nachfrage: „Die Testumgebung ist derzeit so gestaltet, dass selbst bei einer Zustimmung des Nutzers keine Daten gespeichert werden.“ Die Zukunft sieht jedoch etwas anders aus. Aus verschiedenen internen Unterlagen wurde ersichtlich, dass die Schufa beabsichtigt, Kontoauszüge demnächst systematisch auszuwerten und weiterzuverarbeiten.