Im Gegensatz zu den Heizölpreisen fiel im Frühling der Wert für Rohöl stark ab. Jetzt hat sich die Situation gewandelt: Erstere sind so niedrig wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr, das Rohöl hingegen legte mit über 45 Dollar deutlich zu. In der Zwischenzeit schwankten die Preise leicht. Ein Ausbruch war zu erwarten, jedoch bestand Unklarheit, ob die Tendenz nach oben oder unten gehen würde. Die schreckliche Explosion in Beirut könnte das Zünglein an der Waage gewesen sein.
Mögliche Hintergründe
Ein Grund könnte der schwache Dollar sein – im Zuge dessen verbilligte sich das Öl in alle anderen Währungsräumen. Darüber hinaus schlagen die starken Aktienmärkte Profit aus den positiven Konjunkturmitteilungen sowie dem billigen Geld. Außerdem spielt die katastrophale Explosion in Beirut, die möglicherweise höhere Risiken in Nahosten mit sich bringt, eine entscheidende Rolle. Auch die News bezüglich der Corona-19-Impfmittel pushen die Rohölpreise weiter. Der wöchentliche Lagebericht des DOE (US-Energieministerium) trug gleichfalls zum Wertanstieg bei. Es meldete den zweiten massiven Abbau der Rohölvorräte in Folge: Sie sanken um 7,4 Millionen Barrel.
Weiterhin stellen vermehrte Importe und eine niedrigere Zahl an Exporten eine Belastung für den Markt dar. Im Vergleich zu letzter Woche floss ein Plus von 9 Millionen Barrell auf die Handelsplätze in den USA. Umso erstaunlicher ist der Lagerabbau. Einen Teil der Verantwortung tragen die Raffinerien: Sie produzierten mehr Rohöl als vermutet. Dadurch verringerten sich die Vorräte, während die Produktlager eine höhere Stabilität aufwiesen. Die amerikanische Rohölförderung liegt schätzungsweise 1,3 Millionen niedriger als im Vorjahr, eventuell noch tiefer. Die Richtigkeit der Meinung, dass die Schieferölfirmen erneut Fuß gefasst haben, kann daher zurzeit nicht bestätigt werden – vor allem, weil in den letzten Wochen die Bohrtätigkeit stagnierte.
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