Wirtschaft

VW-Spitzelaffäre: Leichenfund in brennendem Auto wirft neue Fragen auf

Die Spitzelaffäre beim weltweit größten Autoproduzenten sorgt für beunruhigenden Gesprächsstoff. Zur Debatte steht der – offenbar über einen längeren Zeitraum erfolgte – systematische Mitschnitt von Gesprächen der VW-internen Arbeitsgruppe Projekt 1 durch einen Unbekannten. Das Wirtschaftsmagazin Business Insider gab bekannt, dass es Audiomitschnitte mit einer Gesamtlänge von fast 50 Stunden geben soll.

Der heikle Auftrag der VW-Arbeitsgruppe Projekt 1

Bereits seit mehreren Jahren liegt Volkswagen mit dem Zulieferer Prevent im Clinch. 2016 kam es deswegen sogar zu einem tagelangen Stillstand der Bänder im Wolfsburger Werk, denn weder Getriebegehäuse noch Sitzbezüge kamen, als Reaktion auf die angebliche schlechte Zahlungmoral VWs, von den Prevent-Tochterfirmen an. Im Jahr 2018 macht VW einen klaren Schnitt und beendete die Geschäftsbeziehungen mit der bosnischen Familie Hastor, der Inhaberin des Unternehmens. Der Streit konnte dadurch jedoch nicht beendet werden: Noch immer sind mehrere Verfahren bei Gericht anhängig. Vor allem geht es Volkswagen um den Schaden aus dem Lieferstopp. Laut dem deutschen Autobauer beträgt dieser über 100 Millionen Euro.

Projekt 1 sollte vor allem für den Umgang mit dem problematischen Zulieferer einen Weg finden. Hauptaufgabe war es nach offiziellen Angaben, einen weiteren Schaden sowohl für VW als auch für die Kunden, Mitarbeiter und weitere Lieferanten zu verhindern. Zur Diskussion, die innerhalb der Arbeitsgruppe offen geführt wurde, standen viele Lösungsansätze, die die Beteiligten jedoch teilweise wieder verwarfen. Letztendlich kündigte Volkswagen die Vertragsbeziehung.

VW auf Spitzelsuche

Das Unternehmen teilte mit: Wenn interne und vertrauliche Sitzungen aufgezeichnet wurden und „solche Informationen unberechtigt an die Öffentlichkeit gelangen, schockiert uns das zutiefst. Der Fall wird selbstverständlich untersucht.“ Prevent gibt an, keine Kenntnis von den Aufnahmen gehabt zu haben. VW versucht nunmehr herauszufinden, wer die Gespräche der Arbeitsgruppe insgeheim aufgezeichnet hat und warum.

Zusammenhang zwischen Leichenfund und Bespitzelung?

Am 10. August fand die Polizei nahe Wolfsburg in einem brennenden Auto eine Leiche. Vermutungen kamen auf, dass es sich bei dem Toten um einen ehemaligen VW-Mitarbeiter handelt und dieser möglicherweise in die Spitzelaffäre verwickelt war. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hält sich bedeckt. Auf Anfrage der WirtschaftsWoche teilte sie nur mit, dass der Verstorbene der Halter des Fahrzeuges gewesen sei. Eine Sprecherin der StA sagte: „Es liegen nach dem derzeitigen Ermittlungsstand Anhaltspunkte dafür vor, dass es sich um einen Suizid handelt.“ Ein Abschluss der Untersuchungen erfolgte allerdings noch nicht. Zurzeit macht die Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben, weder zu dem Brand noch der Abhör-Affäre. Die endgültigen Ermittlungsergebnisse der StA werden sowohl von VW als auch vielen anderen Betroffenen mit Spannung erwartet.

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